Das Outplacement-Unternehmen von Rundstedt lanciert gemeinsam mit HR Today eine neue Staffel der Studienserie
«HR Today Research». Von Rundstedt-CEO Pascal Scheiwiller über die Hintergründe und Trends im Schweizer Arbeitsmarkt.
Das ist die vierte Studie, die Sie zusammen mit HR Today durchführen. Worauf richtet sich der Fokus 2021?
Pascal Scheiwiller: Dieses Jahr nehmen wir die Kündigungspraxis und die Entlassungskultur von Firmen unter die Lupe. Wir möchten herausfinden, wie Arbeitgebende in der Schweiz mit Kündigungssituationen umgehen und wie ihre Standards und Verhaltensweisen in Kündigungsfällen aussehen. Ausserdem möchten wir erfahren, inwieweit diese Praxis durch die aktuell schwierigen Arbeitsmarktverhältnisse verändert und geprägt wird.
Weshalb dieses Thema?
Es reden alle vom Fachkräftemangel. Trotzdem sind Kündigungen und Entlassungen im liberalen Schweizer Arbeitsmarkt immer ein Thema. Unternehmen nehmen laufend Strukturanpassungen vor: Bei Restrukturierungen kommt es deshalb auch in konjunkturell starken Jahren zu Entlassungen. Aufgrund der einschneidenden Covid-Regulierungen gewinnt das Kündigungsthema aber zusätzlich an Bedeutung. So hören wir auf der einen Seite vor allem bei unmittelbar betroffenen Branchen von vielen Massenentlassungen. Auf der anderen Seite kommt es auch vermehrt zu individuellen Kündigungen, die im Schatten von Covid erfolgen. Es ist deshalb spannend, genauer hinzuschauen, wie sich Schweizer Arbeitgebende im Kündigungsfall verhalten.
Wie nehmen Sie den Arbeitsmarkt derzeit wahr?
Der Arbeitsmarkt wirkt aktuell robuster als angenommen. Das verdanken wir vor allem der grosszügigen Kurzarbeitspraxis in der Schweiz. Diese führt dazu, dass eine vorübergehende Arbeitslosigkeit nicht zur Stellenlosigkeit wird und viele Menschen ihre Stelle auch ohne Arbeit behalten. Trotzdem kommt es zu erheblich mehr Entlassungen als üblich. Entgegen vieler Behauptungen werden aber auch Stellen geschaffen und Mitarbeitende eingestellt. Die Situation ist je nach Branche allerdings sehr unterschiedlich. Somit führt der Covid-Schock unter dem Strich nicht automatisch zu einer Verringerung von Arbeitsplätzen, sondern vielmehr zur Beschleunigung des aktuellen Strukturwandels durch die digitale Transformation.
… und Ihre Prognosen?
Die digitale Transformation beschleunigt sich und wird die Polarisierung auf dem Arbeitsmarkt weiter verstärken. Das bedeutet auch, dass die strukturelle Arbeitslosigkeit grösser wird, da immer mehr Menschen ihre Beschäftigungsfähigkeit verlieren. Da wird auch die Bildungsoffensive kurzfristig nicht viel daran ändern. Leider wird die zunehmende strukturelle Arbeitslosigkeit nicht durch die Arbeitslosenzahlen des Seco wiedergegeben. Um ein genaueres Bild zu erhalten, müssen wir die Arbeitsmangelquote betrachten. Diese betrug 2019 durchschnittlich 11,8 Prozent, 2020 bereits 12,5 Prozent. Ich bin überzeugt, dass die Arbeitsmangelquote 2021 nochmals stark ansteigen wird. Auf der anderen Seite nimmt gleichzeitig der Fachkräftemangel zu, wobei viele Unternehmen zunehmend Mühe haben, geeignete Fachprofile im Markt zu finden.