KÜNDIGUNGSKULTUR – TIPPS FÜR ARBEITGEBER
Im dritten Teil der Studienserie «HR Today Research» des Outplacement-Unternehmens von Rundstedt in Zusammenarbeit mit HR Today spricht von Rundstedt-CEO Pascal Scheiwiller über die Kündigungskultur in Unternehmen. Er gibt Tipps, wie eine ganzheitliche und konstruktive Trennungskultur aussehen sollte.
In einer liberalen Arbeitsmarktordnung gehören Trennungen zum Alltag. Eine explizit definierte und bewusst gelebte Trennungskultur ist deshalb wichtig für eine nachhaltig erfolgreichen Personalpolitik – ebenso wie die Rekrutierungspolitik oder die Personalentwicklungsstrategie. Da sie bei gekündigten Mitarbeitenden den letzten und bleibenden Eindruck prägt, ist die Trennungskultur mitentscheidend, welche Aussenwirkung ein Arbeitgebender im umkämpften Fachkräftemarkt hinterlässt. Trotzdem: die meisten Unternehmen beschäftigen sich erst mit diesem Thema, wenn sie sich in der Situation einer Massenentlassung befinden. Dann bleibt häufig keine Zeit, eine Trennungskultur glaubwürdig im Unternehmen zu verankern.
Was heisst es, eine eigene ganzheitliche und konstruktive Trennungskultur zu entwickeln
Kündigungskriterien
- Warum kann gekündigt werden?
- Welches sind zwingende, welches individuelle Gründe?
- Welches sind deeskalierende Schritte im Vorfeld von Kündigungen?
- Wie werden Kündigungen angebahnt?
Ablauf eines Kündigungsprozesses
- Wie sieht die Ablaufplanung aus?
- Welche Prozessschritte müssen zwingend eingehalten werden?
- Wie sieht die Rollenverteilung (HR, Linie, externe Stellen) aus?
- Wie ist der weitere Zugang zu Firmeninformationen geregelt?
- Welche Kündigungsdokumente (Kündigungsbrief, Factsheets, Trennungsvereinbarung, etc.) werden verwendet?
Führung von Kündigungsgesprächen
- Wer überbringt die Botschaft und wer nimmt am Gespräch teil?
- Wie sieht die Struktur eines Kündigungsgesprächs aus?
- Welche Inhalte umfasst ein Kündigungsgespräch?
- Inwieweit werden Kündigungsgründe transparent gemacht?
- Welche Zeitpunkte werden gewählt respektive vermieden?
Konditionen und Leistungspaket für Betroffene
- Inwieweit kommt ein Sozialplan zum Tragen?
- Wann kommt es zu einer sofortigen oder terminierten Freistellung?
- Welche inhaltliche Unterstützung (Outplacement, Training) wird angeboten?
- Wie werden Bonusansprüche abgegolten?
- Wie und wann werden Abfindungszahlungen geleistet?
- Inwieweit können Infrastrukturen und Benefits weiter genutzt werden?
Care Support
- Wie werden Betroffene unmittelbar nach dem Gespräch aufgefangen?
- Welche not-psychologischen Einheiten stehen zur Verfügung?
- Wie kommen Betroffene sicher nach Hause?
Interne und externe Kommunikation
- Wie werden Trennungen im unmittelbaren Kollegenumfeld kommuniziert?
- Wie werden Trennungen im Gesamtunternehmen kommuniziert?
- Wie wird externen Stakeholdern gegenüber kommuniziert?
- Inwieweit können Betroffene die Inhalte der Kommunikation mitbestimmen?
Umgang mit Reaktionen
- Welche Reaktionen und Szenarien können auftreten?
- Wie geht man mit den verschiedenen Szenarien um?
Umgang mit dem unmittelbaren Umfeld
- Wie werden Kündigungen bei den «Survivors» pro-aktiv bewirtschaftet?
- Welche Unterstützung wird dem internen Umfeld geboten?
- Wie wird die Resilienz im Unternehmen gestärkt?
- Welche Führungsgrundsätze kommen zur Anwendung?
Arbeitszeugnisse und Referenzen
- Wie und wann werden Arbeitszeugnisse erstellt?
- Wie haben Arbeitszeugnisse inhaltlich und formell auszusehen?
- Welche Kodierungen werden einheitlich verwendet?
- Wie ist der Umgang mit schlechten Qualifikationen?
- Wie sieht die Politik mit Referenzen aus?
- Wie haben Führungskräfte mit formellen und informellen Referenzanfragen umzugehen?
Die Erfahrung zeigt: Je vollständiger und konkreter die Trennungskultur definiert ist, desto konsistenter wird sie gelebt und positiver und fairer wahrgenommen. Es lohnt somit, sich unabhängig von konkreten Kündigungsfällen Zeit dafür zu nehmen, eine konstruktive Trennungskultur zu entwickeln, sie transparent zu kommunizieren und Führungskräfte darauf zu sensibilisieren und trainieren.